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Vor der Betriebsratswahl

Mitmachen statt nur zuschauen – so gewinnen Sie neue Kandidaten für die Betriebsratswahl

5 Minuten Lesezeit
06.08.2025

Ohne Kandidaten – kein Betriebsrat. Doch viele Beschäftigte schrecken vor einer Kandidatur zurück. Zu groß scheint der Aufwand, zu unklar die Aufgaben. Wer Kolleginnen und Kollegen dennoch für eine Kandidatur begeistern will, braucht gute Argumente, transparente Informationen und persönliche Ansprache. Mit diesen Strategien gelingt es, neue Mitstreiter für die Betriebsratswahl zu gewinnen:

Hand wählt eine Spielfigur mit einer Glühbirne aus einer Gruppe mit Fragezeichen – Symbol für das Gewinnen von Kandidaten bei der Betriebsratswahl.

Früh informieren – gezielt ansprechen

Warten Sie nicht, bis sich von allein Kandidaten melden. Viel wirksamer ist es, frühzeitig aktiv zu werden: Erzählen Sie von Ihrer Arbeit im Gremium, zeigen Sie Erfolge auf – am besten dort, wo sie konkret spürbar waren. Wer mitgestaltet hat, wie Dienstpläne verbessert oder Pausenregelungen durchgesetzt wurden, weckt Interesse und schafft Vertrauen.

Tipp:

Viele Mitarbeitende kennen die Arbeit des Betriebsrats nur oberflächlich. Sorgen Sie für Klarheit durch:

  • kurze Info-Sessions oder Betriebsversammlungen
  • eine verständliche Übersicht zu Aufgaben und Rechten des Gremiums
  • Gespräche „auf dem Flur“ – direkt, persönlich und ohne Druck
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Persönliche Gespräche – der Schlüssel zur Kandidatur

Erfahrung zeigt: Persönliche Ansprache wirkt am besten. Wer direkt gefragt wird, fühlt sich ernst genommen – und überlegt eher, ob das Amt zur eigenen Lebenssituation passt. Sprechen Sie gezielt Mitarbeitende an, die engagiert wirken, gut vernetzt sind oder ein gutes Gespür für Kollegialität mitbringen.

So gelingt’s:

  • Werben Sie nicht allgemein, sondern mit konkretem Lob: „Du bist jemand, der Dinge anpackt – das brauchen wir im Gremium.“
  • Machen Sie Mut: „Du musst nicht alles wissen – wir wachsen da alle rein.“
  • Bieten Sie Begleitung an: „Wir stehen dir im Team zur Seite und helfen dir beim Einstieg.“

Sicherheit geben: Schulungen, Schutz, Unterstützung

Viele zögern, weil sie unsicher sind: Wie viel Zeit kostet das? Was ist mit dem Job? Bin ich dann überhaupt geschützt? Geben Sie Antworten auf diese Fragen – und nehmen Sie damit Sorgen den Wind aus den Segeln.

Das sollten potenzielle Kandidaten wissen:

  • Mitglieder im Betriebsrat haben Anspruch auf Freistellung – die Arbeit wird bezahlt
  • Schulungen zur Betriebsratsarbeit sind gesetzlich vorgesehen
  • Ein besonderer Kündigungsschutz gilt ab dem Zeitpunkt der Kandidatur
  • Niemand ist allein: Das Gremium unterstützt sich gegenseitig

Sichtbarkeit schaffen – digital und vor Ort

Nutzen Sie verschiedene Kanäle, um auf die Wahl aufmerksam zu machen. Ein Mix aus persönlichen Gesprächen und medialer Präsenz hilft, Interesse zu wecken und im Gespräch zu bleiben.

Gute Ideen:

  • Plakate in Kantine, Umkleide oder Pausenraum
  • Flyer mit Erfahrungsberichten von aktiven Betriebsratsmitgliedern
  • Beiträge im Intranet oder kurzen Videos im Newsletter
  • Vorstellung aktueller Erfolge (z.B. neue Betriebsvereinbarung)

Frauen und junge Menschen gezielt einbeziehen

Gerade Frauen, Teilzeitkräfte oder Jüngere sind oft unterrepräsentiert – dabei bringt gerade ihre Perspektive frischen Wind ins Gremium. Laden Sie gezielt ein, machen Sie niedrigschwellige Angebote (z.B. erst als Ersatzmitglied oder mit einem Schnuppertag) und zeigen Sie die Vorteile auf: Mitbestimmen, gestalten, lernen.

Argumente, die ziehen:

  • Du weißt früh, was im Unternehmen geplant ist
  • Du gestaltest aktiv mit, statt nur abzuwarten
  • Du entwickelst deine Fähigkeiten – z.B. in Kommunikation, Recht, Teamarbeit
  • Du wirst ernst genommen – als Stimme deiner Kolleginnen und Kollegen

Betriebsrat werden – Was erwartet mich?

Entscheidend ist weiterhin natürlich, dass Sie mögliche Interessenten am Betriebsratsamt inhaltlich überzeugen.

Also: Welche Aufgaben und Rechte hat der Betriebsrat eigentlich?

Die Aufgaben des Betriebsrats

Allgemeine Aufgaben:

  • Überwachung geltender Gesetze, Tarifverträge, Unfallverhütungsvorschriften und Betriebsvereinbarungen,
  • Antrag und Durchsetzung von Maßnahmen, die dem Betrieb und der Belegschaft dienen,
  • Gleichberechtigung von Frauen und Männern,
  • Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit,
  • Förderung und Sicherung der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer im Betrieb sowie Behandlung von Anregungen Jugendlicher und von Azubis,
  • Integration ausländischer Arbeitnehmer,
  • Förderung und Sicherung der Beschäftigung im Betrieb,
  • Förderung der Eingliederung besonders schutzbedürftiger Personen und (schwer-)behinderter Arbeitnehmer,
  • Umsetzung von Maßnahmen des betrieblichen Umweltschutzes und des Arbeitsschutzes.

Mitsprache des Betriebsrats:

Neben diesen allgemeinen Aufgaben gibt es eine Reihe von ganz konkreten und wichtigen Themen, bei denen der Arbeitgeber zwingend auf die Mitsprache des Betriebsrates angewiesen ist. Dazu gehören u.a. die

  • Arbeitszeit,
  • betriebliche Lohngestaltung,
  • Aufstellung allgemeiner Urlaubsgrundsätze und des Urlaubsplans,
  • Überwachung von Leistung und Verhalten der Arbeitnehmer mittels technischer Anlagen,
  • Unfallverhütung und der Arbeitsschutz,
  • Gestaltung von betrieblichen Sozialeinrichtungen,
  • Festlegung von Akkord- und Prämiensätzen sowie leistungsorientierter Vergütung,
  • Einschränkung, Stilllegung und Verlagerung des Betriebs sowie Aufstellung eines Sozialplans, in dem die wirtschaftlichen Nachteile für die Arbeitnehmer ausgeglichen oder abgemildert werden (Betriebsänderung),
  • Berufsbildung im Betrieb und Überwachung der Ausbildung.

Betriebsratsarbeit soll vertrauensvoll und zum Wohle des Betriebs und der Belegschaft mit dem Arbeitgeber gemeinschaftlich erfolgen. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle hat im Jahr 2015 belegt, dass Unternehmen 15 Jahre nach der Gründung eines Betriebsrats durchschnittlich eine Produktivitätssteigerung von 25 % zu verzeichnen haben.

Nutzen Sie also Ihre Mitgestaltungsmöglichkeiten und engagieren Sie sich im Rahmen der nächsten Betriebsratswahl!

Fazit: Mit System zum vollen Kandidatenzettel

Für Wahlvorstände ist die Kandidatengewinnung keine Pflichtaufgabe – aber der Schlüssel für eine erfolgreiche Wahl. Denn: Ohne überzeugte Kandidaten keine Wahl. Der Artikel zeigt Ihnen, wie Sie gezielt für Kandidaturen werben, Unsicherheiten abbauen und echte Motivation wecken.

Was Sie konkret mitnehmen können:

  • Frühzeitige Kommunikation lohnt sich: Starten Sie Monate vor dem Wahltag mit Gesprächen, Info-Angeboten und kleinen Aktionen.
  • Persönliche Ansprache ist entscheidend: Allgemeine Aufrufe erreichen selten ihr Ziel – setzen Sie auf direkte Gespräche mit engagierten Kolleginnen und Kollegen.
  • Bieten Sie Sicherheit und Orientierung: Viele zögern aus Unwissenheit. Klären Sie über Freistellung, Schulungsanspruch und Kündigungsschutz auf – und zeigen Sie: Niemand ist allein im Betriebsrat.
  • Vielfalt aktiv fördern: Sprechen Sie gezielt Frauen, Jüngere oder bisher weniger sichtbare Gruppen an. Das schafft ein starkes und glaubwürdiges Gremium.
  • Nutzen Sie einfache Medien wirkungsvoll: Ob Aushang, Intranet, Newsletter oder kurze Video-Statements – Sichtbarkeit schafft Vertrauen.

Ein starker Wahlvorstand geht also nicht nur organisatorisch, sondern auch kommunikativ voran. Wer aktiv auf Menschen zugeht, ihnen zuhört und verständlich erklärt, macht den Weg frei für eine echte Wahl mit Auswahl. So entsteht Mitbestimmung, die lebt.

Mehr Infos zur Betriebsratsgründung
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In diesem Ratgeber finden Sie die Antworten auf die Fragen: „Was bedeutet das Amt des Betriebsrats für mich persönlich?” und „Warum ist ein Betriebsrat eigentlich so wichtig?”

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