Vorurteile gegen Betriebsräte

Ja, Betriebsräte sind nicht immer sehr beliebt bei den Arbeitgebern und da kursieren auch einige Vorurteile, mit denen ich hier gerne aufräumen möchte.

Weit verbreitet ist sicherlich die Auffassung des Arbeitgebers, dass Betriebsräte sich prinzipiell vor der Arbeit drücken, deswegen haben sie ja so ein Amt übernommen, damit sie freigestellt werden können und nicht arbeiten müssen.

Meines Erachtens ist das absolute Gegenteil der Fall, denn Betriebsräte halsen sich mit dem Betriebsratsamt durchaus mehr Arbeit auf. Zwar sieht das Gesetz vor, dass ein Freistellungsanspruch existiert und man während der Arbeitszeit stattdessen dann Betriebsratstätigkeit vollziehen muss, aber unter uns Pastorentöchtern, meistens bleibt die Arbeit dann doch liegen und die Betriebsräte sehen sich gezwungen, die Arbeit auch noch zu erledigen, neben der Betriebsratstätigkeit.

Ein weiteres weit verbreitetes Vorurteil ist, dass Betriebsräte die Entscheidungshoheit des Arbeitgebers beschneiden ja oder Entscheidungen blockieren und einfach nur Arbeit machen. Richtig! Im Prinzip ist das auch so.
Die Betriebsräte können die Entscheidungshoheit des Arbeitgebers beschneiden und auch Entscheidungen oder Durchsetzungen von Entscheidungen blockieren. Möglicherweise macht das auf den ersten Anschein hin auch erstmal mehr Arbeit für den Arbeitgeber. Aber letztlich sind gute Betriebsräte wichtig für eine gute Unternehmenskultur und bringen dem Unternehmen auch viele Vorteile. Schließlich sind Betriebsräte Hüter über Rechte und Gesetz, werden ordentlich geschult und haben auch die Möglichkeit, zu überwachen, ob die Gesetze eingehalten werden im Betrieb, was den Arbeitgeber möglicherweise vor Bußgeldern oder anderen Behördlichen Maßnahmen bewahrt.

Auch in personellen Angelegenheiten hat der Betriebsrat ja mitzubestimmen und kann dem entsprechend möglicherweise Entscheidungen mit beeinflussen und den Arbeitgeber auch vor falschen Entscheidungen oder zu schnellen Entscheidungen bewahren und somit eine gute Unternehmenskultur schaffen.

Auch die Mitarbeiter identifizieren sich viel mehr mit einem Unternehmen wo sie mitzubestimmen und mitzureden haben und das führt auch nachweislich zu mehr Produktivität.

Also dass der Betriebsrat nur Arbeit macht und Entscheidungen blockiert, damit kann man jeden Falls aufräumen.

Ein weiteres Vorurteil für Arbeitgeber ist: "Betriebsräte sind unkündbar, die werde ich nie wieder los."

Grundsätzlich sind Betriebsräte ordentlich unkündbar, das ist im § 15 Kündigungsschutzgesetz so normiert, aber natürlich auch ein Betriebsrat, der ein schweren Verhaltensverstoß begehen, kann gekündigt werden, dann eben außerordentlich. Deswegen ist das kein Freischein für einen Arbeitnehmer, wenn er jetzt Betriebsrat ist.

Ein weiteres Vorurteil, was kursiert, ist natürlich, dass Arbeitgeber meinen, Betriebsräte sind lediglich und ausschließlich nur zum Wohl der Arbeitnehmer da.
Dabei normiert der § 2 Betriebsverfassungsgesetz zwar das Betriebsräte zum Wohl der Arbeitnehmer mit dem Arbeitgeber zusammen arbeiten, aber im § 2 steht auch drin, dass es zum Wohl des Betriebes geschehen muss, also zum Wohl der Arbeitnehmer und des Betriebes, ist dort normiert.
Das heißt, wo es keinen Sinn macht, eine Entscheidung durch zu drücken pro Arbeitnehmer, weil möglicherweise der Betrieb daran pleite geht und kein Arbeitnehmer dadurch letztlich dann einen Vorteil hat wird der Betriebsrat auch diese Entscheidung nicht durch drücken wollen.

Ja, Sie sehen mit vielen Vorurteilen kann man aufräumen. Letztlich ermutige ich auch immer Arbeitgeber: Sorgt für die Gründung eines Betriebsrats bei Euch im Unternehmen, wenn Ihr gut mit dem Betriebsrat zusammen arbeitet, dann kann das für die Unternehmenskultur sehr wichtig sein und räumt diese Vorurteile einfach bei Seite, es ist in der Tat anders als man denkt.