Gewinnung von Kandidaten

Autor: Frank Birkefeld

Ohne Kandidaten kein Betriebsrat! Ohne Betriebsrat keine Mitbestimmung und Mitgestaltung. Was also tun, wenn sich keine Kandidaten finden?

Überzeugungsarbeit leisten! Informieren und überzeugen Sie interessierte Kollegen über die Aufgaben, Ziele und Vorteile eines Betriebsrats.

Wie Sie das schaffen können? Lesen Sie weiter!

Informationsmöglichkeiten nutzen

Nutzen Sie die in Ihrem Betrieb üblichen Kommunikationsmittel und informieren Sie die Belegschaft regelmäßig über die Leistungen und Erfolge des Betriebsrats.

Informationen am Schwarzen Brett, im Pausen-, Kantinen-, Eingangs- und Umkleidebereich – in Papierform, über das Inter- oder Intranet sowie per E-Mail: machen Sie Werbung in eigener Sache. Darüber hinaus ist die vom Gesetz viermal im Jahr vorgesehene Betriebsversammlung nicht nur verpflichtend, sie bietet ebenfalls eine gute Möglichkeit, die Arbeit des Betriebsrats darzustellen.

Und nicht zuletzt: Das persönliche Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen bietet die Möglichkeit, die eigenen Projekte darzustellen und die Wünsche und Bedürfnisse der Belegschaft zu erfahren.

Insbesondere in Betrieben ohne bereits amtierenden Betriebsrat bieten persönliche Gespräche die entscheidende Informationsquelle!

Persönliche Gespräche

Suchen Sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit das Gespräch mit Ihren Kollegen. Das kann z.B. im Flur, in der Kantine, Kaffeeküche oder im Raucherhof sein.

Intranet

Im Intranet können Sie Ihren Kollegen nicht nur einen Überblick über die bisherigen Erfolge des Betriebsrats geben, sondern auch aktuelle Projekte, wie z.B. die BR-Wahl, ansprechen.
Aber Vorsicht: Bedenken Sie, dass möglicherweise nicht jeder Kollege Zugang zum Intranet hat. Dieses Kommunikationsmittel ist daher mehr eine Ergänzung, sollte aber nicht der einzige Weg sein, auf dem Sie versuchen, Kandidaten zu gewinnen.

Broschüre

Eine Broschüre eignet sich hervorragend dazu, sowohl die Arbeit des Betriebsrats vorzustellen, als auch im selben Zuge Kandidaten zu werben. Diese Broschüren können Sie z.B. in der Kantine auslegen oder auch gezielt verteilen.

Flyer bzw. Flugblätter

Ein Flyer ist die kompaktere und preisgünstigere Variante einer Broschüre. Der Vorteil hierbei ist, dass Flyer aufgrund der überschaubaren Informationen in der Regel mehr beachtet und komplett gelesen werden. Der Nachteil, der sich daraus ergibt, ist, dass Sie Ihre Kollegen mit wenigen Worten überzeugen müssen.

Plakate

Mit großformatigen Plakaten an häufig frequentierten Orten, wie z.B. der Kantine, dem Umkleideraum oder dem Schwarzen Brett, können Sie immer wieder auf die bevorstehende BR-Wahl und die damit verbundene Möglichkeit zu kandidieren, aufmerksam machen.

Am besten nutzen Sie alle sich bietenden Möglichkeiten parallel!

Mehr Infos zur Betriebsratsgründung

Wahlkampf zur Betriebsratswahl - Geht das?

Betriebsrat werden – Was erwartet mich?

Entscheidend ist weiterhin natürlich, dass Sie mögliche Interessenten am Betriebsratsamt inhaltlich überzeugen.

Also: Welche Aufgaben und Rechte hat der Betriebsrat eigentlich?

Zu den Aufgaben des Betriebsrats gehören zunächst die sogenannten allgemeinen Aufgaben.

  • Überwachung geltender Gesetze, Tarifverträge, Unfallverhütungsvorschriften und Betriebsvereinbarungen,
  • Antrag und Durchsetzung von Maßnahmen, die dem Betrieb und der Belegschaft dienen,
  • Gleichberechtigung von Frauen und Männern,
  • Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit,
  • Förderung und Sicherung der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer im Betrieb sowie Behandlung von Anregungen Jugendlicher und von Azubis,
  • Integration ausländischer Arbeitnehmer,
  • Förderung und Sicherung der Beschäftigung im Betrieb,
  • Förderung der Eingliederung besonders schutzbedürftiger Personen und (schwer-)behinderter Arbeitnehmer,
  • Umsetzung von Maßnahmen des betrieblichen Umweltschutzes und des Arbeitsschutzes.
Betriebsrat werden Ratgeber

Ratgeber

Entscheidungshilfen für die BR-Kandidatur

In diesem Ratgeber finden Sie die Antworten auf die Fragen: „Was bedeutet das Amt des Betriebsrats für mich persönlich?” und „Warum ist ein Betriebsrat eigentlich so wichtig?”
 

Neben diesen allgemeinen Aufgaben gibt es eine Reihe von ganz konkreten und wichtigen Themen, bei denen der Arbeitgeber zwingend auf die Mitsprache des Betriebsrates angewiesen ist. Dazu gehören u.a. die

  • Arbeitszeit,
  • betriebliche Lohngestaltung,
  • Aufstellung allgemeiner Urlaubsgrundsätze und des Urlaubsplans,
  • Überwachung von Leistung und Verhalten der Arbeitnehmer mittels technischer Anlagen,
  • Unfallverhütung und der Arbeitsschutz,
  • Gestaltung von betrieblichen Sozialeinrichtungen,
  • Festlegung von Akkord- und Prämiensätzen sowie leistungsorientierter Vergütung,
  • Einschränkung, Stilllegung und Verlagerung des Betriebs sowie Aufstellung eines Sozialplans, in dem die wirtschaftlichen Nachteile für die Arbeitnehmer ausgeglichen oder abgemildert werden (Betriebsänderung),
  • Berufsbildung im Betrieb und Überwachung der Ausbildung.

Betriebsratsarbeit soll vertrauensvoll und zum Wohle des Betriebs und der Belegschaft mit dem Arbeitgeber gemeinschaftlich erfolgen. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle hat im Jahr 2015 belegt, dass Unternehmen 15 Jahre nach der Gründung eines Betriebsrats durchschnittlich eine Produktivitätssteigerung von 25 % zu verzeichnen haben.

Nutzen Sie also Ihre Mitgestaltungsmöglichkeiten und engagieren Sie sich im Rahmen der nächsten Betriebsratswahl!

Warum soll ich zum Betriebsrat kandidieren?

Autor

Frank Birkefeld

Frank Birkefeld ist seit 2000 als Rechtsanwalt im Arbeits- und Sozialrecht tätig. Er war Geschäftsführer eines großen Sozialverbandes sowie Unternehmensjurist. Herr Birkefeld referiert seit mehreren Jahren auch im Bereich der Fortbildung von Betriebsräten und Arbeitnehmervertretungen. Er …

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